Die Orgel der Dorfkirche Groß Gievitz stammt von einem Meister der Orgelbaukunst. Ihre Zinnpfeifen sind noch original erhalten.

Die Orgel auf der Empore wurde von dem bekannten deutschen Orgelbauer Friedrich Hermann Lütkemüller (1815-1897) gebaut.
Lütkemüller wirkte insbesondere in Mecklenburg und der Mark Brandenburg. Sie besitzt lediglich ein Manual (= Klaviatur, Tastatur eines Tasteninstruments) mit sieben Registern und gehört damit zu den eher kleineren Orgeln.
Die Lütkemüller-Orgel, hier von 1858, hat jedoch eine erstaunliche Klangfülle. Das liegt vor allem an den Pfeifen: Sie bestehen aus Zinn und wurden nicht, wie damals

üblich, im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen, um Metall für die Rüstungsindustrie zu gewinnen. Die Pfeifen sind somit noch original. 1967 wurde die Orgel seitlich versetzt, um den Blick auf die sich dahinter befindlichen Wandfresken freizulegen. 2008 erfolgte eine Generalüberholung durch den Orgelbauer Jörg Stegmüller aus Berlin.



Friedrich Hermann Lütkemüller wurde am 16. Februar 1815 in Papenbruch (Heiligengrabe/Provinz Brandenburg) geboren. Er war der Sohn eines evangelischen Pfarrers. Im Alter von 14 Jahren erlebte Lütkemüller den Einbau einer Orgel durch den Königlich-Preußischen Orgelbaumeister Johann Friedrich Turley.
Daraufhin entstand in ihm der Wunsch, selbst Orgelbauer zu werden.
Im Anschluss an seine Lehrzeit ging er auf Wanderschaft. Er arbeitete unter anderem bei Eberhard Friedrich Walcker in Ludwigsburg, einem der innovativsten Orgelbauer seiner Zeit, der auch den Vatikan belieferte.
1844 gründete Lütkemüller eine eigene Werkstatt in Wittstock/Dosse. Ein Jahr später heiratete er die Berlinerin Laura Marie Tondeur, Tochter eines königlichen Hauptmannes.
Im Laufe seines Lebens schuf Friedrich Hermann Lütkemüller etwa 200 überwiegend kleinere Orgeln, die an Landkirchen in Brandenburg und Mecklenburg ausgeliefert wurden. Um die 140 sind heute erhalten, viele wurden durch Kriegseinwirkung zerstört.
Lütkemüller starb im Alter von 82 Jahren in Wittstock.
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(1) Lütkemüller-Typenschild von 1858 an der Orgel in Groß Gievitz, Foto von 2011. Quelle: Peter Schmelzle, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0.
(2) Unterschrift des Orgelbaumeisters Friedrich Hermann Lütkemüller, ohne Datum. Quelle: Friedrich Drese: Der Orgelbauer Friedrich Hermann Lütkemüller und sein Schaffen in Mecklenburg. Malchow 2010.
(4) Friedrich Hermann Lütkemüller
Quelle: Friedrich Drese, Der Orgelbauer Friedrich Hermann Lütkemüller und sein Schaffen in Mecklenburg, Malchow 2010

